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Bund für Umwelt und Naturschutz

Ortsverband Karben-Niddatal

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BUND aktiv: Dem Plastikmüll auf der Spur

                     Besuch des Humus und Erdenwerks in Niddatal-Ilbenstadt

Kürzlich waren Mitglieder des BUND Ortsverbandes Karben/Niddatal einen Nachmittag in dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises zu Besuch, um per Augenschein zu ergründen und zu verstehen, wie aus Bioabfall Strom und Humus wird.

Für den Bürger ist der Weg des Mülls meist kurz, ab in die Tonne – das war`s!

Dabei ist das, was weggeschmissen wird, schon längst als Rohstoff für die Wieder-  und Weiterverwertung erkannt. Bioabfälle und Grünschnitt werden zu Strom und Humus, altes Papier wird zu neuem, Metall und Glas werden verwertet, giftige Stoffewerden unschädlich gemacht und selbst der dann noch übrige Restmüll wird noch energetisch verwertet. Denn eine moderne, nachhaltige Abfallwirtschaft nutzt das Energie- und Rohstoffpotential möglichst vollständig aus. Wenn dann der Bürger diese Möglichkeiten durch eine sortenreine, sorgfältig sortierte Mülltrennung unterstützt, bleibt von unseren Müll kaum noch etwas übrig. Im Wetteraukreis ist die Erfolgsbilanz derMüllverwertung beachtlich. Hier wird der Abfall fast vollständig stofflich und energetisch verwertet.

Wieso ist dann immer wieder die Klage von nicht verwertbaren Reststoffen, unreinen Müllfraktionen und Plastikverseuchten Bioabfällen zu lesen? Wieso sind es gerade die Bioabfälle, die so große Probleme machen?

Um das herauszufinden, machten sich die Karbener Umweltschützer auf nach Ilbenstadt zur Spurensuche. Unglaubliche Mengen organischer Abfälle – 36.500 Tonnen werden aus den gesamten   Haushalten des Wetteraukreises in das Humus- und Erdenwerk angeliefert und verarbeitet. Um den Energiegehalt des Bioabfalls zu nutzen, wurde eine Vergärungsanlage mit Blockheizkraftwerk gebaut.

Das Gas, das in der Vergärungsanlage gewonnen wird, wird im Blockheizkraftwerk genutzt, um Strom zu erzeugen. Die Wärme, die dabei entsteht, wird für den Zersetzungsprozess des Bioabfalls genutzt. Und was passiert mit den Plastiktüten im Bioabfall?

In der Anlieferungs- und Aufbereitungshalle werden die Bioabfälle behandelt. Über ein Förderband läuft der Müll an einem Metallabscheider (meist Küchenmesser) vorbei. Ein riesiges Sternsieb lockert den Abfall und separiert ihn in Fein- und Grobmaterial. Während das Feinmaterial sofort weiter in den Beschickungsbunker der Vergärungshalle gebracht wird, muss das Grobmaterial zur Störstoffaussonderung von Komposttüten/Plastiktüten/Tetrapacks...  weiter bearbeitet werden, was den Prozess nicht nur verlängert, sondern eben auch verteuert

Die luftdichten Fermenter fassen je bis zu 1300 Kubikmeter= 5.625 Biotonnen a`240 Litern Material. Die Vergärung wird durch eine komplexe Computersteuerung überwacht, die dabei benötigte Abwärme liefern die Blockheizkraftwerke.

Die Vergärung dauert 14 Tage bei einer Temperatur von etwa 55°C. Pflanzensamen und Krankheitserreger wurden zuverlässig abgetötet, die Biomasse ist  danach hygienisch einwandfrei.

Aber die Plastikanteile normaler Plastiktüten sind über viele hundert Jahre nicht verrottbar. Selbst die sogenannten kompostierbaren Biomülltüten, sind immer noch enthalten, weil sie nur bei höheren Temperaturen und einem längeren Verrottungsvorgang zersetzt  werden. Nun müssen diese Plastik verseuchten Biomüllanteile aus dem ganzen Wiederverwertungsprozess herausgenommen und aussortiert werden. Damit wird dieser Teil des Biomülls zu  Restmüll, der kostenpflichtig separat entsorgt werden muss, was letztlich die Entsorgungskosten für alle verteuert.

Die saubere Biomasse wird nach der Konditionierung mit riesigen Radladern in mehreren Rottetunneln eingetragen und für weitere zehn Tage  je nach Rottefortschritt und Temperatur (bis 65°C) computergesteuert belüftet und entwässert. Der dann entstandene Frischkompost wird zur Nachreife unter einer überdachten Fläche in großen Dreiecksmieten gelagert, bevor er für vielfältige Nutzung in Landwirtschaft, Hausgarten und Gartenbau verkauft wird..

Die Geruchsbelästigung auf dem Gelände ist äußerst gering, da Aufbereitung, Vergärung und Intensivrotte in einem geschlossenen System erfolgen, die Luft in einen Biofilter eingeblasen,  biologisch gereinigt und dann erst an die Umgebung abgegeben wird.

Für alle umweltbewußten Verbraucher gibt der BUND-Karben/Niddatal folgende Tipps für die Vermeidung von Plastiktüten:

- Einkaufen mit eigener Tasche, immer!

- Plastik jeder Art gehört nicht in die Biotonne, auch die sogenannten kompostierbaren Tüten nicht!

- stabile Papiertüten für den Biomüll gibt es im Bürgerzentrum/Stadtpunkt käuflich zu erwerben

-  Zeitungspapier verwenden, schützt den Biomüll vor dem Anfrieren in der Tonne

Ulrike Loos, BUND-Karben, Peter-Geibel-Str.5, 61184 Karben, Tel.: 06039-2883